Montag, 13. Juli 2009

Kriecherl-Imitat


Kirschpflaume

Für den Haus- und Küchengebrauch hab ich die so genannten Primitivpflaumen bislang alle in einen Topf geworfen: kirschenklein + kugelrund + kunterbunt = Kriecherl. Eine legitime Verallgemeinerung, imho, schließlich verzweifeln auch Leute mit profundem botanischem Wissen an der exakten Zuordnung der kleinen Wilden, die in einer schier unübersehbaren Vielfalt auftreten. Nebst Kriecherln gibts da ja auch noch die verwilderten Formen von Mirabellen und Ringlotten, nicht zu vergessen die Ziberln und Pfludern und Pemsen und Punzen - falls Tante Google die nicht bloß zu meiner Erheiterung erfunden hat :-) ... insgesamt ein verwirrend bunter Haufen, den ein forum.planten-User als kriechende Miralotten zusammengefasst hat. :-)

Immerhin, zumindest die ungefähre Gruppenzugehörigkeit lässt sich auch von Laien anhand einiger Merkmale bestimmen; und so muss ich beschämt gestehen, dass meine hübschen roten Kriecherln aus der heutigen Feldrandernte gar keine sind. Sonst wären sie nämlich noch nicht reif. Was jetzt ins Körbchen hüpft, sind Kirschpflaumen aus der Prunus-cerasifera-Familie. Die Erntezeit für die volkstümlich Kriecherln genannten Haferschlehen (Prunus insititia) beginnt erst Mitte August.

Kirschpflaumenstein Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die Steine: die von Kriecherln sind eher runzlig und haben seitlich ein "Fischgrätmuster", Kirschpflaumensteine sind glatt. Sie lassen sich auch etwas leichter entfernen als die Steine echter Kriecherln, aber richtig Spaß machts nicht. So gesehen ists fast ein Glück, dass rohe Kirschpflaumen nicht sonderlich beeindruckend schmecken. Leicht säuerlich (falls sie nicht schon überreif sind), und ansonsten eher matt. Das ändert sich aber, wenn mensch ihnen einheizt und sie zu Marmelade verkocht. Da sind dann auch die Steine kein Problem mehr: Einfach die ganzen Früchte mit einem Schluck Wasser erhitzen, ein paar Minuten zugedeckt köcheln und dann durch ein möglichst grobes (je feinmaschiger, desto mehr Mühe) Sieb treiben. Nebst den Steinen bleiben auch die Häutchen im Sieb, der Fruchtbrei wird abgemessen und mit Zucker und Geliermittel weiterverarbeitet. Gewürze nach Belieben - ich finde, es passt alles, was eine "warme" Note hat. Chili zum Beispiel. :-)


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6 Kommentar(e):

Petra meint:

Genau diese Kirschpflaumen wachsen vom Nachbar in meinen Garten herüber und ich darf ernten. Dieses Jahr lohnt es sich. Allerdings werden die Früchte unendlich sauer, wenn sie zu Marmelade oder Kuchen verarbeitet werden. Bei dir auch?

Hedonistin meint:

@Petra - Meine sind als Marmelade angenehm säuerlich, aber nicht richtig sauer. Aber vermutlich gibts bei diesen Wildfrüchten ziemliche Unterschiede im Geschmack, sind ja keine Einheitssorten.

zorra meint:

Kiecherl und Kirschpflaumen noch nie gehört. Ich mag die gelben Pflaumen ziemlich gerne, aber wie die heisse? Frag mich nicht. ;-)

Schnuppschnuess meint:

1. Dieses Obst kannte ich überhaupt nicht und finde den Bericht dazu wie immer. Toll.

2. Ich habe gerade alle Posts seit Deiner Rückkehr gelesen. Sie waren wie immer. Toll.

3. Ich weiß erst jetzt, wie sehr Du gefehlt hast. Schön, dass Du wieder da bist. Und toll!

Barbara meint:

Wir haben auch irgendwie so Teile im Garten - und wissen nicht, was... Der Mitesser liebt sie.

Eline meint:

"Kriachal" und Co!
Schön, dass ihnen jemand einen Text widmet. Unterscheiden kann ich die trotzdem immer noch nicht. ;-)