Glückskekse oder Initiative zur Freiheit
35 Prozent der AlpenrepublikanerInnen sind laut einer aktuellen Studie wunschlos glücklich. Zwei Drittel der Befragten äußerten immaterielle Wünsche: mehr Zeit, mehr Lebensqualität, mehr Selbstbestimmung. Die politischen Entscheidungsträger hingegen wünschen mehr Sicherheit für die BürgerInnen im Lande. Dagegen ist nichts einzuwenden, im Gegenteil, sich sicher fühlen zu können, trägt nicht unerheblich zur Lebensqualität bei. Wenn aber als Mittel zum Zweck die verstärkte - idealerweise wohl: lückenlose - Überwachung der BürgerInnen dient, dann kann das doch nur eins bedeuten: Die BürgerInnen selbst sind die größte Gefahr für ihre eigene Sicherheit, und müssen daher überwacht werden, um vor sich selbst geschützt zu sein. Großflächige Suizidprophylaxe quasi, immerhin weist die Alpenrepublik die dritthöchste Selbstmordrate in Europa auf. Btw, wer von der alpinen Depression befallen wird, ohne StaatsbürgerIn zu sein, wird zum eigenen Schutz nach Hause geschickt, Heimat bedeutet schließlich Sicherheit, auch im Kosovo.
Als BürgerIn der Alpenrepublik müsste man/frau dem fürsorglich behütenden Staat also eigentlich dankbar sein - aber Vater Staat gehts wie allen Vätern: Statt Dankbarkeit erntet er Verdruss und Aufbegehren gegen Bevormundung und Kontrolle. Die Online-Petition "SOS Überwachungsstaat" hat in fünf Tagen bereits mehr als 13.000 UnterzeichnerInnen gefunden, zweifellos allesamt Spätpubertierende, die sich gegen den Strich gebürstet fühlen, weil Papa Staat nicht nur gut auf sie aufpasst, sondern sich dazu auch noch der netten neuen technischen Spielzeuge bedient, die doch allein für die jungen Leute gemacht sind: "Wir sind der Überzeugung, dass nicht alles für den Staat zulässig sein soll, was technisch möglich ist", wird da gequengelt, und "Merkmale eines Überwachungsstaats" werden herbeiphantasiert, bloß weil Papa Staat ein bisschen mit Lauschangriff, Rasterfahndung, Trojanern, Bildungsevidenz, Videoüberwachung, Fingerabdrücken, Genmusterabdrücken, Vorratsdatenspeicherung und IMSI-Catchern arbeiten will. Also wirklich - wer nichts zu verbergen hat, hat doch auch nichts zu befürchten, oder? Und Freiheit ist sowieso nur eine Illusion ...
... oder doch die Gelegenheit zu steter Initiative, wie Graham Wallas schrieb?
"Verfassung, Justiz und Polizei haben eine gemeinsame Aufgabe: uns und unsere Freiheit zu schützen. Immer öfter wird aus dem Schutz Bedrohung. Wenn einseitige Sicherheitspolitik die Freiheit gefährdet, ist es Zeit, die Freiheit vor der Sicherheitspolitik zu schützen", heißt es in der Parlamentarischen Petition zur Behandlung des Sicherheitspolizeigesetzes im Innenausschuss des Nationalrats. Das kann man/frau nur unterschreiben.
Ach ja: Das Rezept für Glückskekse gibts bei Vanilla & Honey - macht sich auch gut mit Chili drin. :-)
3 Kommentar(e):
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Die Präferenz der EU - Abschottung nach außen und Repression nach Innen :-( Die Pläne nennen sich dann wohl europaangleichmsmaßnahmliche Betätigungen und DAS muss ja positiv sein.
ähm.. das war ein Kommentar von
kulinaria katastrophalia
(irgendwie sind diese blogger-Kommentarfelder blöde)
Noch immer nicht positiv genug für das Katzenkloeinlageblatt, in welchem ich am Weg zu seiner Bestimmung heute las, dass für die EU das Recht auf Sicherheit außer Kraft gesetzt und somit der österreichischen Gerichtsbarkeit entzogen wurde. Ist inhaltlich und logisch zwar kabarettreifer Nonsens, macht aber klar, welche Gefühle das Kleinformat wenn nicht anzusprechen, dann zu wecken gedenkt - gern auch im Widerspruch zu den aktuellen Kriminalstatistiken. Da wird allen Ernstes konstatiert, die Alpenrepublik befände sich in einer Lage der Wehrlosigkeit, und dagegen müsse man Widerstand leisten - nicht gegen die Überwachung und ihre Fetischisten. Da beißt sich natürlich die Katz, die in Bälde auf diesen Leitartikel schieten wird, begeistert in den Schwanz.
Bezüglich Blogger stimm ich dir auch zu - hätte deinen Kommentar aber auch ohne die Ergänzung richtig zugeordnet. :-)))