Montag, 26. Mai 2008

Sauerrahmsuppe mit Kartoffeln


Sauerrahmsuppe mit Kartoffeln - Weißi Suppm

Im Burgenland, erst seit 1921 zur Alpenrepublik gehörig, gingen die Uhren langsamer. Was nicht besondere Gemütlichkeit bedeutete, sondern Armut: Die Bauernbefreiung nach 1848 hatte sich hier nur schleppend vollzogen, ein erklecklicher Teil der Nutzflächen blieb in den Händen weniger Großgrundbesitzer und Großbauern. Die Mehrzahl der Landwirtschaften waren Kleinstbetriebe, die kaum ihre Besitzer ernährten, weshalb viele Burgenländer ihr Heil in der Fremde suchten. Vor allem in den frühen 20er-Jahren wanderte - rein zahlenmäßig - allmonatlich ein ganzes Dorf aus. Ziel waren meist die USA; Chicago gilt den "Heanzn", wie die deutschsprachigen Burgenländer genannt werden, als größte burgenländische Stadt. Und wer sich dort eine Existenz aufgebaut hatte, kehrte nicht mehr zurück: Einflüsse von außen sind in der burgenländischen Küche kaum zu finden, stellt Franz Maier-Bruck in seinem Standardwerk über die österreichische Bauernküche ("Vom Essen auf dem Lande") fest, sie blieb eine regional geprägte und sehr bescheidene Küche, in der Suppen eine wesentliche Rolle spielten. Oft genug keine kräftigen, dicken Suppen, schon gar nicht auf Basis von Fleischbrühen, sondern heißes Wasser mit ein bisschen Geschmack. Der kümmelgewürzte Schrecken meiner Kindheit, die "ainprennti Suppm" (Einbrennsuppe) ist so eine Arme-Leute-Suppe; eine andere ist die Sauerrahmsuppe, im Heanzn-Dialekt schlicht "weißi Suppm" genannt. In ihrer einfachsten Form wird tatsächlich nur Wasser mit Salz und Kümmel gewürzt und mit etwas Sauerrahm und einem Löffel Mehl gebunden. Die Zugabe von Kartoffeln macht sie gehalt- und geschmackvoller (und gibt ihr auch ein bisschen Farbe), und dank kleiner Variationen bei den Gewürzen ist sie kaum noch als soupe des pauvres gens zu erkennen, sondern einfach nur lecker. :-)

Sauerrahmsuppe mit Kartoffeln   [ Sour Cream Soup ]

750 g Wasser (oder leichte Gemüsebrühe)
500 g Kartoffeln, mehlig, gewürfelt
250 g Sauerrahm
2 1/2 EL Mehl
1 Knoblauchzehe
3/4 TL Kreuzkümmel, grob gemörsert
1 Prise Chili, fein gemörsert
Salz & (Szechuan-)Pfeffer, aus der Mühle
Schnittlauch, zum Bestreuen

Kartoffeln und Knoblauch mit gesalzenem Wasser (oder Brühe) aufstellen und weichgaren. Knoblauch entfernen. Sauerrahm und Mehl gut verrühren, mit Kreuzkümmel und Chili zu den Kartoffeln geben. Unter Rühren aufkochen und 1-2 Minuten köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Schnittlauch bestreut servieren.

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6 Kommentar(e):

Anonym meint:

Im Rheinland schnibbelt man dann noch Bohnen rein und Speck.
Ich liebe solche Rezepte, und, ich weiss sogar, wo's jetzt hier Sauerrahm gibt........

Anonym meint:

Das mit den Bohnen und Speck kenne ich auch. Aber Deine Version gefällt mir eindeutig besser. So kann ich mich auch mal rantrauen.

Anonym meint:

der Schnittlauch in der Suppe magisch-magnetisch ausgerichtet in Richtung West, also zu mir. Das bedeutet doch was.

Barbara meint:

Immer interessant, was die Küchen in ärmlichen Regionen zuwege bringen.

Die Suppe gefällt mir auch. Kenne ich so gar nicht...

Schnuppschnuess meint:

Tauschen?

Anonym meint:

Bohnen gehören unbedingt rein (zumindest in die Suppe meiner Kindheit). Als Basis diente eine "geselchte Suppe", dafür aber kein Speck.