Angenähert: Römischer Einsiedler
Obwohl Kochsalat im alpenrepublikanischen Osten eine lange Tradtion als Beilagengemüse hat - besonders beliebt in der Kombination mit Erbsen -, ist er in den Stadtrandsupermärkten nur selten erhältlich. Zum Glück springen einige türkische Läden in die Versorgungbresche. Als der Gefährte das entdeckte, kannte er kein Halten und trug gleich eine große Tüte des raren Grünzeugs nach Hause. Dennoch liefen wir nicht Gefahr, einen Vitaminschock zu erleiden: Dank seiner ziemlich derben Blätter ist Kochsalat recht robust und kann gut einige Tage gelagert werden, weshalb ich ihn geruhsam nach und nach verarbeitete.
Der erste Römerkopf endete in einem Kartoffelkuchen nach Art des Herrn L. Den Einsiedler Ofeturli hatte ich schon am Tag seiner Veröffentlichung nachbasteln wollen. Indes fehlte es an Kartoffeln, und ohne diese wichtigste Ingredienz musste der Einsiedler erstmal in Warteposition. Diesmal waren Kartoffeln da, aber nicht alle Zutaten für die Füllung. Lauch, dachte ich, würde die Zwiebeln aber gut ersetzen, und den Platz des schon längst verzehrten Greyerzers könnte ein Eckchen Manchego einnehmen, und zu diesem wiederum müsste doch eigentlich der Kochsalat gut passen ... Und so war es auch. :-)
Im Anschnitt ist der Kuchen nicht so hübsch wie die Version von Herrn L.: Kein Maizena in der Füllung, dafür zusätzliche Flüssigkeit durch das Gemüse wirken sich nachteilig auf die Standfestigkeit des Einsiedlers aus. Aber letztlich kommts doch aufs Gleiche raus - Herr L. hat saftigen Salat extra dazu serviert, hierorts war er eben inbegriffen. :-)
Mit diesem Kartoffelteig als Umhüllung pikanter Kuchen haben sich die Schweizer Einsiedler was wirklich Feines einfallen lassen, das auch schnell gemacht ist, sofern (Pell-)Kartoffelreste auf Verwertung warten. Bei der Füllung kann mensch der Kreativität freien Lauf lassen, die klassische Zwiebel-Käse-Version wird hierorts aber auch noch probiert werden. Zur Nachahmung empfohlen! :-)
Kartoffelkuchen mit Kochsalat
Teig:
350 g Pellkartoffeln, kalt bzw vom Vortag, geschält
50 g Butter, sehr kalt bzw kurz tiefgekühlt
125 g Mehl
1 TL Salz
Füllung:
1 EL Olivenöl (oder Butter)
ca 100 g Lauch, feine Streifen
250 g Kochsalat, Stiele gewürfelt, Grün streifig geschnitten
1/4 Zitrone, geriebene Schale
Salz & Pfeffer, aus der Mühle
1 kleine Prise Muskat
2 Eier, Eigelb & Schnee
100 g Sahne
150 g Manchego, gerieben
Temperatur: 210 Grad, O/U-Hitze, vorgeheizt
Backdauer: ca 40 Minuten
Form: Springform, 18 cm, gut gefettet
Kartoffeln und Butter reiben, mit Mehl und Salz zu einem festen Teig kneten. Etwas flachdrücken, in die Form geben und Boden und Rand (bis ganz oben) damit auskleiden. Bis zur Verwendung im Kühlschrank parken.
Für die Füllung Lauch im Fett bei moderater Temperatur gemächlich anschwitzen. Gewürfelte Salatstiele zugeben und mitdünsten, bis sie weich sind. Salatgrün zugeben und zusammenfallen lassen. Würzen, dann abkühlen lassen. Eigelbe mit Sahne verquirlen, Käse und Gemüse einmengen, zuletzt den Eischnee unterziehen.
Füllung in die vorbereitete Form gießen, glattstreichen und auf der untersten Schiene backen, bis der Kartoffelteig schön goldbraun ist.
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6 Kommentar(e):
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Dir geht's wie mir, der Kuchen von Robert steht auch auf meiner Warteliste :) Deiner sieht auch sehr gelungen aus und klingt nach einer schönen Variante mit dem Römer.
schöne Variante, sogar unsern Lattich (laitue romain) gibts bei Euch. Den essen wir meistens als Schnittsalat, gekocht bzw. verbacken hab ich ihn noch nie.
@Hr.L. - Die regionalen kulinarischen Traditionen prägen ziemlich. Ich kenne den Römer praktisch nur gekocht (gibts hierzulande übrigens auch als TK-Produkt), und es war ein ganz ungewohntes Gefühl, wenigstens mal die Herzen für einen Salat zu reservieren. :-)
@Mestolo - Ich kanns Nachbacken nur wärmstens empfehlen. Ganz nach oben auf die Liste mit dem Einsiedler! :-)
Bisher weigere ich mich, Salat zu kochen oder backen. Aber das sieht schon ziemlich verführerisch aus, muss ich gestehen...
Bloggen bildet wirklich, Römersalat kenne ich, dass er aber auch unter dem Namen Kochsalat bekannt ist und dann auch gekocht wird, ist mir völlig neu.
Meist gibt es hier oben im Norden nur die Herzen zu kaufen, aber und an auch einen ganzen Kopf.
Hört sich total lecker an. das werd ich am Wochenende für meine Familie kochen. Sehr hilfreich sind mir bei Gerichten mit Kartoffeln die Kartoffel-Schäl-Handschuhe Da geht das Kartoffelschälen richtig schnell!