Sonntag, 15. Juli 2007

Apricot Pie


Apricot-Pie

Den Mürbteig und mich verbindet eine lebenslange große Liebe – aber wir haben ein gar miserables Arbeitsverhältnis. Psychologen und Paartherapeuten ist dieses Phänomen gut bekannt; hierorts manifestiert es sich vor allem dadurch, dass der Mürbteig Privatleben und Arbeit strikt getrennt halten will: So sehr er es liebt, mir auf der Zunge zu schmelzen, so sehr hasst er es, in der Küche von mir angefasst zu werden. Dann macht er auf passiven Widerstand und zerfällt in tausend Teile, wenn ich ihm von der Arbeitsfläche in die Backform oder aufs Blech helfen will. Und wenn er es doch einmal geschehen lässt, trotzt er eben im Ofen, lässt sich halbseitig verbrennen und bleibt in der anderen Hälfte roh … Deshalb fand unsere große Liebe nur selten Erfüllung – bis vor einigen Jahren Sheila Lukins’ USA-Kochbuch in unseren Haushalt einzog. Auf Seite 540 dieses Wälzers findet sich das für zermürbte Teigbeziehungsneurotiker ultimative Rezept: Buttery Pie Crust. Mangels Zuckerzugabe universell einsetzbar und wirklich absolut idiotensicher.

Heute kam dieses rühmenswerte Rezept wieder zum Einsatz, denn es galt, zwei Eimer Aprikosen zu verarbeiten. Ein Teil davon endete als süße Pastete, wobei auch die Gestaltung der Fülle von Sheila Lukins inspiriert war: Sie würzt ihre Pfirsich-Pie nämlich großzügig mit Muskatnuss. Diese hierzulande eher unübliche Kombination hat mich gleich beim ersten Nachbacken überzeugt, und wie sich zeigte, passt Muskat auch ganz hervorragend zu Aprikosen. Bedenken hatte ich nur, dass die muskatgewürzte Pie sich mit der dazu gereichten lavendelgezuckerten Aprikosen-Eiscreme beißen könnte. Aber die Sorge war unbegründet, es herrschte eitel Frieden, Harmonie und wonnigliches Liebesglück. :-)

Apricot-Pie

Aprikosen-Pie

Teig:
375 g Mehl
1 Prise Salz
190 g Butter, kalt, in kleinen Stücken
1 Ei
6 EL Eiswasser
1 Eiweiß und 1 EL Wasser, leicht verquirlt, zum Bestreichen

Füllung:
1 kg Aprikosen, entsteint und in Spalten geschnitten
1/2 Zitrone, Saft
115 g Zucker
20 g Stärkemehl
1/2 TL Muskatnuss, frisch gerieben
1 EL Butter, in Flöckchen

Temperatur: vorgeheizt auf 200 Grad (Ober-/Unterhitze),
        nach 15 Minuten auf 175 Grad reduziert
Backzeit: ca 1 Stunde
Form: 24-cm-Pieform

Für den Teig Mehl und Salz mischen, Butter mit den Händen einarbeiten, bis die Masse bröselig ist. Ei und Wasser verquirlen, zugeben und kneten, bis ein Teig entsteht, aber nicht zu lange. Teigmenge halbieren, jede Hälfte auf (einem ausreichend großen Stück) Backpapier mit den Händen zu einer Platte flachdrücken, ins überstehende Papier einschlagen und für mindestens eine Stunde in den Kühlschrank legen.

Für die Füllung die zerkleinerten Aprikosen sofort in Zitronensaft wenden. Zucker, Muskat und Stärkemehl vermischen und gut mit den Aprikosen vermengen.

Zur Weiterverarbeitung des Teigs die Päckchen öffnen, ein zweites Blatt Backpapier auf den Teig legen und diesen dünn ausrollen (Durchmesser der Form plus Höhe des Randes für den Boden; Formdurchmesser plus etwas Überhang für den Deckel).

Dann den Boden in die Form befördern - an die klassischen Methoden Auf- und wieder Entfalten bzw über das Nudelholz drapieren trau ich mich nach wie vor nicht ran, ich leg den Teig einfach samt Backpapier in die Form und schneide die überstehenden Ränder ab – und mit Eiweiß bestreichen, damit er nicht aufweicht. Füllung auf den Boden geben, Butterflöckchen draufsetzen und den Teigdeckel auflegen (ich trag ihn auf Backpapier bis zur Form, häng ihn mir im letzten Moment über den Arm und dreh ihn ganz schnell um :-) ). An der oberen Kante der Form vorsichtig festdrücken, nach Belieben noch dekorativ verzieren, mit Eiweiß bestreichen und goldgelb backen. Lauwarm mit Eiscreme servieren.

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