Dienstag, 20. November 2007

König Bilderrezept 2: Gitterkuchen - verschärfte Isolationshaft gefordert


König Bilderrezept: Gitterkuchen Was beim ersten Blick aufs königliche Rezeptbild aussah wie eine Linzer Torte, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung als Roggenmehlkuchen. Dieses wird hierorts durchaus geschätzt, wenn es im Brot steckt, also warum es nicht auch mal in Kuchen probieren? Allerdings fragte ich mich vor Beginn der Backaktion, wie wohl ein Rührteig plattzuwalken und in Streifen zu schneiden wäre – die Antwort ergab sich von selbst, sobald das Roggenmehl dem luftigen Butter-Eier-Schaum beigefügt war: Das Ergebnis war eine kleinvolumige Masse, deren Konsistenz irgendwo zwischen zähestem Kleister und bröckeligem Beton lag. Ersteres überraschte nicht, Roggenmehlteige sind nun mal klebrig, und Letzteres lag daran, dass die angegebene Flüssigkeitsmenge erst nach Verdopplung ausreichte, um alles Mehl zu einzuarbeiten. Dass die Flüssigkeit in Form von Kaffee zum Teig fand, brachte übrigens die einzige angenehme Erfahrung mit diesem Kuchen: Der rohe Teig duftete wie einst Großmutters Küche nach Milchkaffee mit Malz, lecker.

Aber von da an gings steil bergab. Davon, einen Teil des zäh-klebrigen Teigs auszurollen und in Streifen zu schneiden, hab ich gleich mal abgesehen – es war schon mühselig genug, ihn in der Form zu verteilen, weil er viel lieber an den Händen pappen blieb. Nach viel Fluchen und Schimpfen ergab er sich aber doch in sein Schicksal, wurde mit Pflaumenmus bestrichen und ins Backrohr verfrachtet. Regelmäßige Blicke durchs Fenster ließen den letzten Rest von Optimismus ersterben: Keine Spur eines fröhlich aufgehenden Kuchens, der Roggenteig war und blieb ein flacher Fladen. Nein, blieb er nicht, er wurde sogar noch flacher, denn so dünn, wie der fertige Kuchen war, hatte ich den Teig ganz gewiss nicht in die Form gepappt.

Erstaunlicherweise war das Endprodukt dennoch kein harter Ziegel, sondern recht weich. Also Kostprobe. Das Ergebnis, knapp zusammengefasst: schauderhaft. Ungenießbar. So unbeschreiblich grauenvoll, dass nur der direkte Weg in die Mülltonne möglich war, ohne Zwischenstopp für eine Fotosession.

Das Rezept gehört eigentlich hinter Gitter auf immerdar, aber wem der Sinn nach einer ordentlichen Runde Frustration steht, wird beim Nachbacken bestens bedient. :-)

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6 Kommentar(e):

Anonym meint:

Manchmal scheint es auch einfach mit dem Roggen verhext zu sein. Obwohl ich schon Wochenlang mindestens ein Brot backe, ist mein Roggenbrot freigeschoben, am Sonntag ( muß vielleicht mal nach dem Mond schauen) trotz 3 Tagessauerteig und zusätzlichem Hefedoping nur wenig höher wie dein Kuchen geworden....
Versuch es vielleicht einfach nochmal...

Anonym meint:

Nachbacken - nein danke. Dennoch herzlichen Dank für das Teilhabenlassen an diesem kulinarischen (wenn auch wenig geglückten) Abenteuer. Und beim nächsten Mal kommt sicher wieder etwas Essbares heraus, ich bin da bei dir ganz sicher!

Anonym meint:

und Du hast wirklich König-Backpulver verwendet ?

Hedonistin meint:

Oha - erwischt. Das Backpulver kam aus Bielefeld. :-)

Schnuppschnuess meint:

Och, Du Ärmste. Erst diese heroinenhafte Kampf mit dem Teig und dann dieses Ergebnis. Das ist nicht nett!

Barbara meint:

Schön zu lesen - damit hat diese Erfahrung dann doch auch ihr Gutes... ;-)