Weihnachtsbäckerei: Anisbögen - nach klassischem Reinheitsgebot gebaut ;-)
Anisbögen scheinen weithin in Vergessenheit geraten zu sein - Tante Google fand kein einziges Foto, und die wenigen Rezepttreffer waren mehrheitlich ein Trauerspiel: Butter hat in Teig für Anisbögen genauso wenig zu suchen wie Backpulver, das muss mal ganz klar gesagt werden. Ei, Zucker, Mehl - und sonst gar nichts gehört da rein.
Tatsächlich sind Anisbögen eine denkbar simple und schnelle Angelegenheit. Letzteres ist aber auch ein Fallstrick: Sind sind nicht nur schnell gemacht - sie müssen auch schnell gemacht werden. Wer da lahmt, hat schon verloren und erhält ein irgendwo zwischen zäh und hart changierendes Ergebnis.
Tempo brauchts zunächst beim Mischen des Teigs: Da darf wirklich nur ganz kurz gerührt werden. Zunächst Ei und den feinst gesiebten Puderzucker vermischen, und dann hurtig das ebenfalls fein gesiebte Mehl einrühren. Zucker- oder Mehlnester bilden sich gar nicht erst, wenn schön fein und locker gesiebt wurde. Der fertige Teig wird dann in kleinen dünnen Kreisen auf ein Blech gestrichen, das entweder eingewachst (aber wer hat schon Bienenwachs zuhause?) oder mit dünn gefettetem Backpapier belegt wurde. Von ungefettetem Backpapier lösen sich die fertigen Plätzchen etwas schwer, und sind dann oft nicht mehr heiß genug zum Biegen, wenn mans endlich geschafft hat. Gebogen werden sie traditionell um einen dicken Kochlöffelstiel. Das ist aber insofern unpraktisch, als dazu ein Helfer mit dicker Hornhaut an den Fingern benötigt wird, der die Bögen bis zum Erkalten festhält. Einfacher und auch solo gehts, wenn man die Plätzchen zwischen den Streben eines Kuchenrosts fixiert.
Anisbögen
1 Ei, gut verquirlt
50 g Puderzucker, feinst gesiebt
50 g Mehl, feinst gesiebt
Anis, ganze Samen, zum Bestreuen
Temperatur: 175 Grad (Ober-/Unterhitze), vorgeheizt
Backzeit: ca 7-8 Minuten
ergibt: ca 20 Stück
Puderzucker und Ei mit dem Schneebesen nur kurz verrühren, bis alles vermengt ist. Mehl zugeben und ebenfalls nur kurz unterrühren. Fertigen Teig dünn in kleinen Kreisen (ca 5 cm Durchmesser) mit ausreichend Abstand auf ein Blech mit gefettetem (!) Backpapier streichen. Mit Anissaat bestreuen. Ins Rohr schieben und backen, bis die Säume sich gerade eben goldbraun zu färben beginnen wollen. Sofort vom Blech lösen und noch heiß um einen dicken Holzstiel oder zwischen den Streben eines Kuchenrosts biegen, bis sie abgekühlt sind.
Tipp: Wer richtig knusprige Bögen will: 190 Grad, dafür nur 5 Minuten ins Rohr. Und am besten schmecken sie frisch, Aufbewahrung bekommt ihnen nicht so gut.
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12 Kommentar(e):
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Wonderful!!
Thanks for recipe!:]
Dank!! :D
Brasil
Toll! Von Anisbögen hatte ich noch nie was gehört - sehen sehr gut aus!
Vor allem die Idee mit dem Kuchengitter ist mal wieder so pragmatisch-gut, wie man es von der Autorin gewohnt ist. :-)
Die sehen toll aus und lassen sich bestimmt gut wegnaschen.:D
wie ärgerlich! gestern abend habe ich anisbögen gemacht...aber natürlich nach einem gegoogleten rezept mit mehl. dementsprechend enttäuschend war das ergebnis.
Die sehen geradezu perfekt aus!
Eine Augen- und Gaumenweide! Nicht zu vergessen der Verdauungseffekt!
Was Anderes. Würdest du einen Krimi, der so anfängt, lesen wollen?:
"Der unfertige Junge ging sonst nie durch den Park, schon gar nicht bei Nacht."
Die nächsten Sätze erspare ich allen, denn da ist die Entscheidung sowieso eindeutig dagegen. Aber eigentlich reicht schon dieser erste Satz. Was meinst du?
@Haftgrund: Würd ich nicht lesen wollen - ein unfertiger Junge ist imho ein Embryo in frühem Stadium, der hat noch eine Weile vor sich, bis er selbst gehen kann. Also denkt und schreibt der/die AutorIn entweder unlogisch, oder er/sie versucht sich als KünstlerIn, ohne diesem Anspruch gerecht werden zu können, oder die Übersetzung ist mies. Verspricht jedenfalls keine Krimileselust. :-)
Anisbögen, sehen toll aus. Habe ich noch
nie gesehen. Mein Kompliment!
sind nicht nur in Vergessenheit geraten, waren mir bis heute nicht einmal bekannt. Gibts nicht in Frankreich für die tuile-Herstellung gewellte Bleche, die einem beim Ausformen dienlich wären ?
Sie schon gebogen zu backen, würde die Sache zweifellos vereinfachen. Vorstellen kann ichs mir jetzt aber nicht - da verliefe der recht flüssige Teig doch? Allemal: Für das eine Mal im Jahr, wo ich die Teilchen in Kleinstmenge backe, lohnte die Anschaffung spezieller Ausstattung nicht, sofern besagte Bleche hierzulande überhaupt erhältlich wären.
hier hab ichs wieder gefunden: Wellblech, nicht zum Backen, anstelle von zig Wallhölzern.
Wellblech für tuiles
Sachen gibts - ich staune. :-)
Feine Erfindung. Da wird das Bögenbauen sicher zum Vergnügen. Scheint aber nicht in die Alpenrepublik vorgedrungen zu sein, sonst wären die Anisbögen wohl nicht zur aussterbenden Plätzchenart geworden. :-)