Liebeskugeln
Hätten Adam&Eva wohl das Paradies drangesetzt für etwas, das Isabel Allende als "anämische Phallen" bezeichnet, für ein Gemüse also, das zwar Lust weckt, aber eben nur, wie bei Frau Schnuppschnüss nachzulesen, Lust zu unbändigem Gelächter? Natürlich nicht. Wie bekannt, wurde Adam nicht von dünnen Spargelstängelchen in Versuchung geführt, auch nicht von Gurken oder Bananen, oder was sonst mit mehr oder minder viel Phantasie als phallusähnlich gesehen werden kann, sondern vom ewigen Symbol verführerischer weiblicher Rundungen, dem Apfel. Und wo die aphrodisierende Wirkung von Spargel höchstens in einem beruhigten "Na, damit kann ich locker konkurrieren" besteht, sieht das ganz anders aus, wenn geschwungene, runde Formen ins Spiel kommen. Und was ist perfekter gerundet als eine Kugel? Und was ist ein besseres Symbol für die Liebe – lässt doch schon Platon in seinem "Gastmahl" den Dichter Aristophanes erzählen, dass Menschen einst Kugeln waren, bis sie den Zorn der Götter erregten und mitten auseinander geschnitten wurden. Und bis heute sucht jede Hälfte ihr Pendant, und wenn sie sich gefunden haben, vereinigen sie sich wieder zu einem Doppelwesen, das mit seinen vier Armen und Beinen und anderen Körperteilen die allertollsten Dinge treiben kann …
Aus der low budget-Küche kommen daher als Beitrag zum aktuellen Event im Kochtopf, für den Barbara das wunderbare Thema aphrodisische Gaumenfreuden gewählt hat, Liebeskugeln: verführerisch rund, sündhaft schokoladig, aufreizend knusprig, betörend sahnig, lockend das Geheimnis verhüllend, das sich tief im Inneren verbirgt. Heiß wie die Liebe, mit einem eisigen Herzen, das schließlich doch vor Leidenschaft schmilzt ...
Den im Rezept – es stammt aus dem "kugeligen Kochbuch" von Lindey Milan & Loukie Werle – für den Teig vorgesehenen Sekt habe ich, gewarnt durch die Erfahrungen von Frau Schnuppschnüss, durch Mineralwasser ersetzt: Schließlich sollte nach dem Genuss dieses Desserts noch fröhlich rumgekugelt und nicht bloß behäbig aufs Sofa gerollt werden. :-)
Liebeskugeln - Schokoladen-Beignets mit einem Herz aus Sahnetrüffel
Teig:
125 g Mehl
25 g Kakaopulver
1 Prise Salz
25 g Zucker
1 Ei
125 ml Sekt (oder Mineralwasser)
25 g Butter, geschmolzen
Öl, neutral, zum Frittieren
Trüffel:
100 g Sahne (ich habe die Hälfte mehr genommen)
50 g Butter
250 g Schokolade, mindestens 70%
1 gute Prise Chili
Für die Trüffel die Sahne erhitzen, Butter und Schokolade darin schmelzen, Chili zugeben und zu einer glatten Masse rühren. Leicht abgekühlt in den Kühlschrank stellen. Sobald die Masse fest ist, kleine Bällchen daraus formen (geht gut mit einem Melonenkugelausstecher) und diese in den Tiefkühler stellen.
Für den Teig die trockenen Zutaten sieben und vermischen. Ei und Sekt (oder Mineralwasser) mit dem Schneebesen unterrühren, bis der Teig glatt ist. Dann die geschmolzene Butter einarbeiten. Der Teig sollte ziemlich dick sein, lieber mit etwas weniger Flüssigkeit beginnen und nötigenfalls noch nachgießen. Teig kurz rasten lassen, aber nicht in den Kühlschrank stellen.
Ausreichend Öl erhitzen. Die gefrorenen Trüffelbällchen in den Teig tunken, Überschuss abstreifen und im heißen Öl kurz backen - einige Sekunden genügen. Der Teig sollte knusprig sein und der Trüffelkern gerade zu schmelzen beginnen.
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9 Kommentar(e):
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Wow, ich bin begeistert! :-)
Der Exkurs über weibliche Rundungen, durch Götterzorn geteilte Kugeln usw. ist äußerst interessant zu lesen. Und die Liebeskugeln sind eine Wucht!
Flüssige Liebeskunst erweicht alle Herzen :-)
der sekt separat dazu getrunken wirkt auch sicherlich noch viel anregender :-)
Her mit den Liebeskugeln. ;-)
Klingt supersündig. Lecker!
Hört sich ja genial an. Schöne mischung aus hart und weich mit sanften biss zerplatzend.......................................
Gratulation! :-)
Gratulation zum gewinn des blog-events.
Na, da waren die Akte ja doch für was gut - und Dein Beitrag ebenso! Herzlichen Glückwunsch zum verdienten Sieg!