Montag, 30. Juni 2008

Tierisch: hungrige Kinder

Wie meinem braven Hund fehlts auch mir an Futterneid. Ich teile gern, sogar die wenigen Früchte meines winzigen Gärtchens. Bediene sich da, wer wolle - ich wünsche erstmal artig einen guten Appetit. Bei manchen Essern wirkt dieser Wunsch allerdings nachhaltiger als mir lieb ist. Die Kinder der Gelben Stachelbeerblattwespe (Nematus ribesii) z.B. haben sich die Backen so vollgestopft, dass die befallenen Stachel- und Johannisbeeren gar keine Chance hatten, Früchte zu bilden: Sie waren ausgelastet mit dem Kampf ums Überleben. Den sie verloren. :-(

Da es nicht nur an eigener Ernte, sondern auch an entsprechenden Angeboten im örtlichen Handel mangelt (vermutlich sind die kleinen Vielfraße zu den Erwerbsobstgärtnern der Umgebung übersiedelt), wirds auch nix mit meinem Beitrag zum aktuellen Garten-Koch-Event - wer würde da nicht zum Stachelbeerblattwespenkinderhasser werden?

Es gibt aber auch Kinder mit gesegnetem Appetit, die in meinem Gärtchen willkommen sind: Marienkäferlarven.

Larven von Harmonia axyridis

Die Gärtnerin beobachtet den Asiatischen Marienkäfer (Harmonia axyridis) mit Misstrauen: Er soll sich winters an Menschenblut laben. Falls das stimmt, werde ichs - desensibilisiert durch hemmungslos piesackende heimische Gelsen - mit Fassung tragen. Und als fairen Preis für die sommerlichen Vorzüge der gepunkteten Asiaten sehen. Sie sind als als besonders blattlaushungrig bekannt, weshalb sie als Nützlinge in Gewächshäusern eingesetzt wurden. Wo es sie nicht hielt, was manche Biologen besorgt stimmt: Heimische Marienkäferarten könnten eventuell verdrängt werden. Mir ists allerdings schnurz, ob die Ahnen fleißiger Blattlausvernichter aus Kukuruzpatschen oder der Mongolei stammen. Bioxenophobie ist aus Gärtnersicht ohnedies widersinnig, Garten ist ja definiert durch Verdrängung von Arten, nämlich von all jenen, die da zuhause waren, ehe Hacke und Spaten - oder auch Nematus ribesii - Platz schufen für Neues. Hierorts für Wu-wei-zi (Schisandra chinensis), auch Vitalbeere genannt. Leider ist sie noch zu jung, um Früchte zu tragen - sonst hätt ich glatt geschummelt für den Johannisbeer-Event. :-)


PS: Aus den Krabbelkindern werden Kids mit niedlichen strammen Schenkelchen. :-)

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7 Kommentar(e):

Anonym meint:

ich hasse Insekten und all dieses Zeugs......Könnte ich gar nicht photographieren, ich schreie schon bei Spinnen.....

Hedonistin meint:

Diese Käferbabys sind in natura eher klein, im Format einer kräftigen Ameise - nicht wirklich Furcht erregend. Grundsätzlich geh ich so vielfüßigem Getier aber auch lieber aus dem Weg, möglichst weit. Andernfalls hört man meine Schreie über Kilometer. :-)

Anonym meint:

Huhu Hedonistin,

geniales Bild! Mir ists nicht egal, weil wenn man mal über die eigene Gartengrenze hinausdenkt, sind die Effekte dann schon bitter. Möge Dich kein 1000 Marienkäfer starker Schwarm in Wohnzimmer antreffen, jedenfalls hoffentlich dieses Jahr noch nicht. Die Vorstellung behagt mir persönlich überhaupt nicht.

Hedonistin meint:

@Gärtnerin - So weit ichs ergoogelt hab, wird die Frage der Verdrängung der hundert heimischen Marienkäferarten durchaus kontrovers diskutiert. Nachgewiesen scheint bislang wohl nur eine Art Umverteilung - im städtischen Raum (Felsenlandschaft aus Käfersicht) scheinen die Migranten besser zurechtzukommen als die heimischen.

Ansonsten dürfte ein Gutteil der Aufregung vor allem daher rühren, dass sie auch gern Trauben futtern, ihre Bitterstoffe aber das Getränk verhunzen, falls sie mitgekeltert werden. :-) (Wie wohl generell die Dynamik im natürlichen "Gleichgewicht" vor allem dann als Problem gesehen wird, wenn menschliche Wirtschaftsinteressen tangiert werden.)

Und Schwärme im Wohnzimmer ... Sie überwintern doch eher im kühlen Mauerwerk (was bei starkem Befall sicher lästig ist); wenn sie winters aufgescheucht rumfliegen müssen, überleben sie das nicht lange. Und sie scheinen halbwegs einfach abzuwehren zu sein.

Anonym meint:

Deine Fotos und deine Präsentation finde ich wunderschön und außergewöhnlich (habe ich -glaube ich - schon mal gesagt :-)) - aber hier geht's mir genau wie Bolli: ich hasse das alles auch!!

Anonym meint:

Du Arme!! Bei mir trägt dieses Jahr der Birnbaum garnichts!! Dabei hätte ich diesen Herbstb so gut Birnenbreichen verfüttern können...

Hedonistin meint:

@Rike - Das ist aber doppelt schade bei dir. Mein eigen Fleisch und Blut hat anfangs Birnen viel besser vertragen als Äpfel, die ja doch deutlich mehr Säure enthalten.