Leisetreterin
In der Küche der Vorfahrin wurde Hefeteig noch nach alter Mütter Sitte behandelt: nicht geknetet (außer es handelte sich um Brotteig), sondern abgeschlagen. Ein Vorgang, bei dem frau sich einen stabilen Sitzplatz sucht, die große Schüssel auf den Schoß nimmt und den Teig mit dem Rücken eines dicken hölzernen Kochlöffels zu sich hinprügelt. Das ist - je nachdem, an wen frau dabei denkt - gut für die Seele, gut für die Armmuskeln und sehr gut für den Teig, aber verflixt mühselig. Zu mühselig für einfache kleine Handmixgeräte, wie sie irgendwann auch in der Küche der Vorfahrin Einzug hielten, und die daher bei ihrer bewährten Methode des Teigprügelns blieb.
Die faule Bewohnerin der Low Budget-Küche hingegen verschliss bei der Hefeteigbereitung im Laufe der Jahre Dutzende Handmixer, ehe sie sich den Luxus einer Küchenmaschine gönnte. Dass es eine Bosch wurde, war Zufall: Ich wünschte mir damals nicht nur eine Küchenmaschine, sondern auch eine Getreidemühle. Die eindrucksvollen Preise von Neugeräten ließen mich die Kleinanzeigen durchforsten. Als jemand beides anbot, in Form einer Küchenmaschine mit Getreidemühle als Zubehör, und das weit unterm Neupreis, griff ich zu. Und bereute es nicht:
Die Brave Bosch, die damals schon einige Arbeitsjahre auf dem Buckel hatte, versah auch bei mir ohne Murren ihren Dienst. Ein einziges Mal in all den Jahren musste ein Teil ausgetauscht werden: der Mixaufsatz, der in zwei Teile zersprang, nachdem er mir aus den nassen Händen gerutscht war. Aber in den letzten Wochen wurde die Brave Bosch zusehends müde. Zwar raspelt und schneidet und mahlt und mixt sie noch wie eine Junge, aber bei Hefeteigen geht ihr die Puste aus. So protestierte sie nicht, als ich ihr vorschlug, es nun, nach fast 20 Jahren, gut sein zu lassen und ihren Platz für eine Nachfolgerin zu räumen.
Wieder eine Bosch natürlich, und wieder eine aus der 4er-Reihe: Denn ungeachtet aller technischen Entwicklungen und Veränderungen sind auch die Grundgeräte der neuesten Generation mit dem Zubehör von anno dunnemal kompatibel (und umgekehrt). Und auch wenn ich im tiefsten Inneren von einer großen und extrem leistungsstarken MUM 8 träumte, wie Zorra sie besitzt - da hätte ich auch alles Zubehör neu anschaffen müssen. Nun hab ich etliches doppelt: Denn erstaunlicherweise wäre das nackte Grundgerät teurer gewesen als ein Paket mit diversem Zubehör. Das übrigens richtig luxuriös ausfiel, weil ich ein Exemplar einer Jubiläumsedition ergattern konnte, mit gläsernem statt Kunststoffmixbecher und Metall- statt Plastikrührschüssel, und mit einem silbernen Streifen auf dem weißen Gehäuse: Das sieht nun fast gediegen aus statt bieder. :-)
Gegen 1400 oder gar 1600 Watt ist meine neue MUM zwar nur ein Zniachterl, aber gegenüber den 400 Watt der Braven Bosch sind die 600 Watt der Neuen schon eine ziemliche Verbesserung. Und sie kommen fast lautlos daher - zur Einweihung hab ich frühmorgens Schmusies gemixt: kein lauthalses Poltern und Dröhnen, nur sanftes Schnurren war zu vernehmen. Alle Nachbarn konnten ungestört weiterschlafen. Da werden einige Biorhythmen durcheinander geraten sein. :-)
Und jetzt lass ich die Murmelnde MUM ihren ersten Teig rühren ...
10 Kommentar(e):
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Wir hatten auch mal eine wie Deine frühere - die hielt aber nicht so lange wie die Bosch davor: Die stammte nämlich aus den 60ern und hat uns bis ca. 2000 gute Dienste geleistet. Inzwischen haben sie alle das zeitliche gesegnet.
Gratulation zum neuen Gerät, bin gespannt auf die Ergebnisse.
Meine Omas haben Hefeteig übrigens auch so geschlagen, wie Du es beschrieben hast. ;-)
Bei mir versieht auch schon das zweite Exemplar davon seit Jahren ihren Dienst. Sie sind einfach toll! Gratulation zur Neuanschaffung.
Viel Freude mit dem neuen Haushaltszuwachs!
Herzlichen Glückwunsch zur Neuen. Werde mir wohl auch bald eine Küchenmaschine zulegen. Die Bosch-Geräte hatte ich bisher nicht auf dem Radar.
das kraftvolle Röhren des Traktors russischer Bauart würde mir fehlen :-)
Viel Spass mit der neuen Maschine, und wie man so schön sagt PS äh Watt sind nicht alles. ;-)
@Barbara - Mehr als 30 Jahre? Alle Achtung! Ich fürchte ja, dass die aktuellen Modelle nicht mehr so robust und langlebig sind ...
@Hr.L. - Die Atmosphäre ist ganz anders ohne das Röhren und Poltern. Jetzt hab ich keine Ausrede mehr, wenn ich mal eben wen anschreien will. Muss wohl auf gefährliches Zischen umschwenken. :-)
@Zorra - Stimmt schon. Und ich verspüre auch nur selten das Bedürfnis, 3 kg Teig auf einmal produzieren zu wollen - für den Kleinhaushalt wäre die Große wirklich überdimensioniert. Aber trotzdem, ach ... :-)
@Mipi - Ich kann Bosch nur empfehlen. Aber vergleichbare Schwärmereien von Kenwood-Fans sind sicher genauso berechtigt. Es ist wohl eher eine Glaubensfrage, welcher Marke man anhängt. :-)
Auch ich wünsch recht viel Spass mit dem guten Stück.
Glückwunsch zur Neuanschaffung. Nach so vielen treuen Diestjahren durfte die Vorgängerin aber wirklich ihren Abschied nehmen.
Robert gelüstet nach Lärm? Ich dachte, die Handwerker aus dem Erdgeschoss geben ihr Bestes ;-)?
Ich sehe - wir besitzen das gleiche Gerät und auch ich bin schon seit Jahren eine ganz brave B*osch-Kundin. Diese Küchenmaschine tut was sie soll und ist sehr platzsparend - ich würde sie mir immer wieder kaufen. Allerdings ist mein Modell jetzt bestimmt schon 5-6 Jahre alt - trägt aber genau die gleiche Modellnr - war glaube ich eine Jubiläums-Edition. Für den Hausgebrauch vollkommen ausreichend. Gerade vorhin hat sie den Teig für deine wundervollen Brownies gemischt. Zuverlässig wie eh und je.
Einzig das "flüsterleise" - hmm, also meine hört man schon? Vielleicht hat ja B*osch da im Laufe der Jahre noch was verbessert?
Ich wünsche dir jedenfalls eine Menge Spaß mit dem neuen Maschinchen - allzeit viel Spaß beim Backen und Hobeln und Raspeln und Mahlen und Mixen und und und...
Liebe Grüße von Kerstin