Dienstag, 30. August 2011

Unterwegs zum Powidl (II)


Zwetschgenkompott mit Rosmarin

Beim Tippen des gestrigen Eintrags fiel mir auf, dass der Powidl zwar eine simple Sache ist, sich aber trotzdem - oder eben deshalb? - viel dazu sagen lässt. Mehr, als in einen Blogbeitrag von zumutbarer Länge passt. Deshalb gehts heute weiter, und, wer weiß, vielleicht auch morgen noch. Weil: Ich hab kein Konzept, sondern erzähle, was mir grad so einfällt. :-)

Und grad jetzt fällt mir ein, dass eine Begriffsklärung angebracht wäre. Denn jenseits der alpenrepublikanischen Grenzen wird Powidl gern mit Zwetschgenmus gleichgesetzt. Das ist zwar gar nicht ganz unrichtig - aber trotzdem völlig falsch. :-)

Der Begriff Powidl bezeichnet das Ergebnis einer Konservierungsmethode für Zwetschgen, die dem Trocknen sehr viel näher liegt als dem Marmeladekochen: Den Früchten wird der größte Teil des enthaltenen Wassers entzogen, ohne Zugabe von Zucker oder Gewürzen, und das - abgesehen von der Anfangsphase - bei ganz geringer Hitze. Am Ende bleibt eine sehr zähe, fast schnittfeste Masse übrig, die traditionell in offenen (Steingut-)Gefäßen aufbewahrt wird und trotzdem jahrelang hält. Mit Marmelade oder Fruchtmus hat das keine Ähnlichkeit - Powidl ist eher eine Art Obstkäse. Oder der kompakte Vetter der dünnen Fruchtleder-Scheiben.

In dieser Form eignet sich Powidl durchaus zum Naschen - sofern sehr reife Früchte mit hohem Zuckergehalt verwendet wurden -; für andere Verwendungen muss er aber noch mit Flüssigkeit zur gewünschten Konsistenz verdünnt, allenfalls gesüßt und nach Geschmack gewürzt werden. Erst dann entspricht der Powidl dem Zwetschgenmus, für das er in deutschen Landen von vornherein gehalten wird. :-)

Einschränkung: Bei Powidl aus lebensmittelindustrieller Produktion kanns auch ohne "Nachbehandlung" gehen - vielen dieser Produkte wurde schon herstellerseitig Zucker zugesetzt (maximal 30%), und der Gesetzgeber schreibt mit 53% (bzw 58% für gezuckerte Ware) einen recht moderaten Mindestanteil an Trockensubstanz vor. Das ist schon fast streichfähig und gut zum Füllen von Germknödeln oder Powidltatschkerln geeignet - lässt sich gut handhaben, fließt aber nicht davon.

Fortsetzung folgt. :-)

Ach ja - fürs oben gezeigte Kompott hab ich einfach nach dem Aufkochen die oberste, quasi dampfgegarte Schicht Fruchthälften aus dem Powidlkochtopf geholt und mit Rosmarinsirup gesüßt.

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3 Kommentar(e):

Arkawi meint:

An Ihren herrlichen Bildern und Texten vermisse ich nur zwei Sachen: die Möglichkeit, zu plussen (Google plus) und sonst zu sharen, v.a. zu FB. Merks daran, dass meine Maushand unstet hin und her fährt und im Leeren hängen bleibt :-)

Barbara meint:

Schon wieder was gelernt. Ich dachte auch immer, Powidl sei Zwetschgenkompott oder so was... (Asche auf mein Haupt!)

Das Foto ist wieder mal genial!

Doris meint:

Wirklich ein sehr schönes und appetitanregendes Foto. Ich gebs ja zu, ich kenne Powidl nur als Inhalt vom Germknödel ;-). Umso schöner, dass ich endlich lernen kann, wie man dieses köstliche Etwas herstellt.