Samstag, 29. Oktober 2011

Schöner essen: Grapefruitlöffel, Orangenmesser & Zitronengabel


Zitrusbesteck: Grapefruitlöffel, Orangenmesser, Zitronengabel

Müsste ich wissen, wozu Zitronengabeln gut sind?, frug ich Tante Google, nachdem ich in einem Online-Flohmarkt über den Begriff gestolpert war. Nicht unbedingt, meinte die, "unless you attended a French boarding school or were brought up in a British palace". Zu diesen Glücklichen zähle ich nicht, und auch drüben bei G+ scheinen nicht viele UserInnen in Palästen aufgewachsen zu sein. Selbst Frau Esskultur hatte bis zu meiner Frage noch nie von Zitronengabeln gehört. Ich fand mich mit meinem Unwissen also in bester Gesellschaft - jedenfalls kurzeitig: Die Schwarmintelligenz trug hurtig grundlegende Informationen über das unbekannte Utensil zusammen. :-)

Die Zitronengabel ist, wenig erstaunlich, eine britische Erfindung, unverzichtbar für den Afternoon Tea nach strenger Etikette - herrje, was sich da alles falsch machen lässt! Allein der Abschnitt "lemon faux pas" umfasst fünf Punkte. Ganz wichtig: Immer zuerst den Tee eingießen, um Farbe und Stärke beurteilen zu können, und dann erst die Zitronenscheibe (niemals Spalten!) in die Tasse gleiten lassen - hübsch sachte, damits nicht spritzt und kleckert, und dabei eben hilft die Zitronengabel.

Zitronengabeln


Die hat in ihrer klassischen Form drei Zinken, wobei die beiden äußeren deutlich zur Seite gespreizt sind: "Viewed from above, a lemon fork looks like the victim of a tragic traffic accident, with its side tines curved off in seemingly random directions", wirds bei wisegeek recht drastisch beschrieben. Die Bildersuche zeigt aber, dass ZitronengabeldesignerInnen das nicht so eng sehen. Oder auch mal sparsam mit dem Material umgehen: Es gibt auch Zitronengabeln mit nur zwei Zinken, auseinander strebend oder parallel. Aufeinander zulaufende Spitzen scheinen die seltene Ausnahme zu sein. Insofern hab ich eine Rarität erworben. Was vielleicht mit Extravaganz zu tun hat, vielleicht aber nur damit, dass es sich um ein deutsches Produkt handelt, und dem Hersteller die ostfriesischen Teekultur vertrauter war als die britische. :-)

Zitronengabel

Nützlich ist die Zitronengabel übrigens nicht nur, wenn blaublütige Gäste zum Tee erwartet werden und sich wie zuhause im Schloss fühlen sollen. Mittagesser Sebastian Dickhaut hat schon beobachtet, dass eine "halbe Zitrone über den Fisch gehalten wurde und mit der Gabel im Fruchtfleisch bewegt wurde, damit der Saft sanft herausfließt statt unkontrolliert zu spritzen". Und ich ahne schon, dass dies wohl auch die Bestimmung meiner Zitronengabel sein wird. Weil: Wenn Tee, dann am liebsten Earl Grey. Und Earl Grey mit Zitrone geht gar nicht. :-)

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