Minimalistischer Mohnkuchen
Eier werden nicht mal dran vorbeigetragen: Die Masse besteht nur aus Mohn, Mehl mit Backpulver und etwas Flüssigkeit. So ganz wohl war mir nicht beim Studium der Zutatenliste - kann daraus was anderes werden als staubtrockene Brösel? Aber ich hatte ja ein Mohnkuchenrezept gesucht, das nicht gar so verschwenderisch mit Eiern umgeht wie die üblichen Verdächtigen. Sollte es Murks werden, müsste ich immerhin kein schlechtes Gewissen haben, dass eine geplagte Henne sich für nix und wieder nix ein Ei abgepresst hatte, dachte ich. Wurde aber kein Murks: Schließlich ists einer der "tausendfach erprobten" Kuchen aus den uralten König Rezeptheften. :-)
Die Mengen aus dem Originalrezept reichen imho schwerlich für eine Springform in Standardgröße: Ich hab ein Drittel weniger genommen und das langte so gerade eben für die kleine 18x8-Kastenform. Den "Zitronengeschmack" hab ich in "Zitrone, Saft & Schale" übersetzt. Vanille hätte für mein Empfinden die schöne Mohn-Zitronen-Harmonie gestört, hab ich also weggelassen; ebenso den Zuckerguss. Gut vorstellen könnte ich mir aber, den noch warmen Kuchen mit Zitronensirup zu tränken und dann gut durchziehen zu lassen. Letzteres sollte übrigens immer sein, frisch gebacken ist Mohnkuchen - ob mit oder ohne Ei - meist noch keine echte Offenbarung.
Dieser sparsame Mohnkuchen ist nach einem Tag Ruhe überraschend gut, angenehm zitronig und gar nicht trocken, wenn auch nicht supersaftig - na, woher solls auch kommen? Aber dem lässt sich ja mit etwas Begleitung abhelfen. Eiscreme erwies sich wider Erwarten nicht als ideal, Schlagsahne auch nicht. Dieser Kuchen ruft ganz laut nach einem Klecks Joghurt, nach schön dickem, cremigem Sahnejoghurt mit ein klein wenig Zitrone. Und wenn er das kriegt, dann ruft der Gefährte: "Oh! Fast besser als der Mohnkuchen neulich in der Konditorei!" :-)
Fazit: Schmeckt keineswegs so sparsam, wie das Rezept befürchten lässt, und ist zudem multi-eventtauglich - ein kleiner Kuchen mit soviel Graumohn, dass er gewiss vor Mel bestehen kann, nach einem Rezept aus einem lang vernachlässigten Kochbüchlein. :-)
Mohnkuchen
100 g Graumohn, gerieben/gequetscht
100 g Milch
100 g Zucker
75 g Zitronensaft & fein gehackte Zesten
100 g Mehl
1 guter TL Backpulver
1 Prise Salz
Temperatur: 15 min kräftige Unterhitze, weiter bei ca 150 Grad Heißluft
Backdauer: insgesamt ca 45 Minuten
Form: Kastenform, 18x8 cm, mit Backpapier ausgelegt
Mohn mit Milch verrühren und 10 Minuten rasten lassen. Dann Zucker, Zitronensaft und -schale zugeben und gut verrühren. Das mit Backpulver und Salz versiebte Mehl esslöffelweise untermengen. Masse in die Form füllen und glattstreichen. Auf der untersten Schiene des Backrohrs zunächst bei reiner Unterhitze (*), dann bei moderater Rundum-Temperatur backen. Einige Minuten in der Form, dann auf einem Rost abkühlen lassen. Vor dem Verzehr nach Möglichkeit eine Weile durchziehen lassen. Mit Joghurt, saurer Sahne o.Ä. servieren.
(*) Wenn der Ofen diese Funktion nicht hat, schirmt ein mit Alufolie belegtes (glänzende Seite nach oben) Backblech in Ofenmitte die Oberhitze ab.
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6 Kommentar(e):
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Aber auch von diesem "mininalistischen" Mohnkuchen gelingt Dir ein großartiges Foto, das sofort Lust auf so ein Stückchen Kuchen macht!
LG Ariane
@Ariane - Danke fürs Kompliment! Und wo ich dich grad sehe - deine wunderbare Zitronencreme müsste auch bestens zu diesem Kuchen passen. :-)
Toller Kuchen! Tolles Bild! Toller Blog, so überhaupt....hänge gerade schon richtig lange bei Dir fest ;-)
Wunderbar! Dazu bräuchte ich nur eine Tasse Kaffee oder Tee auch wenn eine Zitronencreme sicher auch gut dazu passt. Tolles Foto und Rezept.
Minimalistisches gefällt mir und es darf dann auch ein bisschen trocken sein und sowieso wenn es noch so schön fotografiert ist!
lustig, dass außer mir noch jemand diese rezepthefte aufgehoben hat... wobei die von meiner großmutter wesentlich mehr undefinierbare flecken auf den seiten haben :-)
jedenfalls gut zu wissen, dass das mohntortenrezept funktioniert, manchen dieser extra-sparsamen rezepten traue ich nicht so ganz.