Sonntag, 25. Mai 2008

Abgekupfert: Kühlschrankkipferln / Schnelle Orangenmarmelade


Germteigkipferln mit Orangenmarmelade

Die bei Cafe Johnsonia entdeckten Refrigerator Rolls sind auf dem besten Weg, zum Lieblingsregensonntagsfrühstücksgebäck in der low budget-Küche zu werden. Wunderbar zartflaumig, locker und weich sind sie aber nix für Leute, die es nach Brötchen mit resch-krachigen Krusten gelüstet.

Das Rezept für den sehr weichen Teig, der nicht geknetet, sondern gerührt wird und über Nacht (oder auch einige Tage) im Kühlschrank rastet, erinnert an das 5-Minuten-Brot, ist aber ein kleines bisschen aufwändiger und hinterlässt mindestens eine Schüssel mehr zum Spülen. Aber die kleine Mühe lohnt. :-)

Weil in der low budget-Küche nur vollbiologische und organische GeschirrspülerInnen arbeiten, hab ich gegenüber dem Originalrezept einen Zubereitungsschritt geändert, um Geschirr zu sparen: Statt die heiße Milch in die extra verquirlten Eier zu gießen, klopfe ich die Eier direkt in die heiße Milch. Bei kontrollierten 60 Grad Milchtemperatur und sofort eingesetztem Handmixer kein Problem. Gestern allerdings hab ich die Milch versehentlich zum Kochen gebracht und dann in meiner Ungeduld nur kurz abkühlen lassen. Prompt sind die Eier teilweise gestockt. Wovon ich mich nicht weiter beirren ließ (hätte auch nix genützt, es waren die letzten Eier :-) ) - und es hat auch nicht geschadet. Auch nicht, dass ich die dann immer noch sehr heiße Milch gleich ins Mehl gegossen habe: Die Hefe ist ja schon schön im Mehl verteilt, und die relativ langsame Milchzugabe mit Temperaturausgleich durch das Mehl reicht wohl aus, um die Pilzchen nicht den Hitzetod sterben zu lassen. Zur Nachahmung würde ich es dennoch nicht empfehlen. :-)

Während seines Kühlschrankaufenthalts wird der zunächst leicht klebrige Teig schön glatt und elastisch und wunderbar zu bearbeiten - weshalb ich gleich beim ersten Versuch statt Brötchen Kipferln geformt habe, ganz kleine Minikipferln. Die waren perfekt - bis sie im Ofen waren. In der Hitze verloren sie alle Hemmungen, ließen sich nur noch von ihren wilden Trieben leiten und endeten als kräftig aufgeplusterte Dreiecke. In Normalgröße behalten sie ihre Form wenigstens annähernd - aber perfekte Kipferln sehen anders aus. Ich übe weiter. :-)

Während die Kipferln im Rohr waren, hab ich, weil einige überfällige Orangen im Obstkorb lagen, schnell ein Glas Marmelade daraus gekocht, auf die denkbar einfachste Weise: Fruchtfleisch von 1/2 kg Orangen mit dem Saft einer Zitrone püriert, mit 1/2 Päckchen 2:1-Geliermittel aufgekocht, 175 Gramm Zucker zugegeben, 3 Minuten sprudelnd gekocht. Noch lauwarm auf die ebenfalls warmen Kipferln gestrichen - so muss ein Sonntag beginnen. :-)

Germteigkipferln / Hefeteighörnchen

Kühlschrankkipferln   [ Refrigerator Rolls ]

75-80 g Butter
30 g Zucker
160 g Milch
2 Eier
400 g Mehl
7 g Trockenhefe
7-8 g Salz
Ei, Milch oder Butter zum Bestreichen, nach Belieben

Temperatur: 190 Grad, Ober-/Unterhitze, vorgeheizt
Backzeit: 15-25 Minuten, je nach Dicke der Gebäckstücke
ergibt: 12-15 Stück

Milch mit Butter und Zucker erhitzen, bis der Zucker gelöst und und die Butter geschmolzen ist (knapp 60 Grad). Eier verquirlen und die heiße Milch langsam und unter Rühren dazugießen (oder einfach die Eier in die Milch schlagen und sofort gut verrühren). Mehl mit Hefe vermischen, am besten in der Küchenmaschine. Bei laufendem Gerät die warme Eiermilch langsam zugießen. Gründlich verrühren, dann Salz zugeben und weitere 3-5 Minuten rühren. Der fertige Teig ist sehr weich und "speckig", aber nur leicht klebrig.

Teig in eine große geölte Schüssel geben und abgedeckt an einem warmen Platz auf doppelte Größe aufgehen lassen. Leicht bemehlen, abschlagen, kurz durchkneten und dann zugedeckt mindestens über Nacht in den Kühlschrank stellen.

Zur Weiterverarbeitung den kühlschrankkalten Teig abschlagen, kurz durchkneten, allenfalls auswalken und beliebig formen. Mit ausreichend Abstand auf ein Backblech mit Backpapier setzen, zugedeckt gehen lassen, bis das Volumen deutlich vergrößert ist, nach Belieben mit Ei, Milch oder Butter bestreichen (mach ich nicht), ins Rohr schieben und goldbraun backen.

Pin It

22 Kommentar(e):

Schnuppschnuess meint:

Ui, ui, ui, das ist aber mal wieder ein Knaller - und dann wird auch noch der Belag mitgeliefert. Besser geht's nicht!

ostwestwind meint:

Die hatte ich mir auch schon auf die ellenlange Nachmachliste gepackt.

Toll und gleich das komplette Frühstück verbloggt :-)

Petra aka Cascabel meint:

Da sag ich nur: sehr verlockend!

Mumsy meint:

Wow! They look gorgeous and absolutely delicious!

Anonym meint:

was esst Ihr denn an einem Sonnensonntagmorgen wenn das hier bei Regen schon so aussieht ?

Sivie meint:

Die sehen super aus. Lecker und auch die Form sieht doch prima aus. Oder ist das nur die Schokoladenseite? ;-)

Hedonistin meint:

@Hr.L. - Wenn die gute Morgenlaune schon vom Wetter kommt, tuts fürs Frühstück altbackenes Kommissbrot. :-)

@Sivie - Ich hab natürlich die am wenigsten Entformten obenauf gelegt. :-) Aber mit "Schokolade" bringst du mich auf Ideen. Ein bisschen süße Füllung rein ... Ich verzieh mich mal wieder in die Küche. :-)

Anonym meint:

Also, diese Kipferl muss ich doch auch nachbacken schon allein deswegen, weil ich mit meinen Restorangen kürzlich auch eine Marmelade (mit Kardamom) gerührt habe.

Anonym meint:

Sehen super aus. Habe ich mir gleich gespeichert. Jetzt will ich in die Küche und merke, dass du die Angabe für die Milch vergessen hast. Gut, dass das Originalrezpet verlinkt ist. 250 ml Milch, kommt das hin? Oder wieviel hast du genommen?
Liebe Grüße

Hedonistin meint:

@Petra - Oops. Danke für den Hinweis, habs oben ergänzt.

Ich setze 1 Cup mit 240 ml an (da ich die Rezeptmenge reduziert hatte, warens dann 160 g bei mir), aber ein bisschen Spielraum ist ja schon wegen der unterschiedlichen Mehlqualitäten drin.

Anonym meint:

Danke! Da bin ich mit 200 ml ja ganz gut dran. Evtl. füge ich dann nochmals etwas Mehl zu.
Freue mich schon aufs Frühstück morgen!
Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Hedonistin meint:

@Petra - Sei lieber geizig mit extra Mehl. Cafe Johnsonia schreibt auch, dass man leicht in Versuchung kommt, weil der Teig wirklich sehr weich ist. Ich hab mich auch schwer beherrschen müssen, aber letztlich hab ich nicht mal Mehl zum Ausrollen gebraucht.

Schönes Wochenende!

Anonym meint:

Doe Hörnchen waren ganz große klasse. Alle zum Frühstück weg. Ich habe sie rehct klein gemacht und ca. 30 STück bekommen. Leckerst! Danke nochmals für deinen Tipp. Liebe Grüße

Anonym meint:

Die sehen lecker aus, aber ich find das ziemlich viel Fett ca. 20% gerechnet auf die Mehlmenge, normal nimmt man 5-8%, ab 15 ist der Teig nicht mehr so elastisch und reiß schneller.
Etwas wenig Fett und etwas mehr Milch.
Auch würde mich interssieren, ob die Hefe am nächsten Tag noch genügend Kraft hat, um den Teig noch mal schön aufgehehn zu lassen.

Hedonistin meint:

@Anonym - Das ist kein Brotteig, sondern süßes Gebäck. Also keine Sorge, das passt schon mit der Fettmenge - beim klassischen Germguglhupf nimmt man sogar 80 g Butter auf 250 g Mehl. Da sind diese Kipferln vergleichsweise fettarm. :-)

Der Teig ist äußerst weich (und braucht sicher nicht mehr Flüssigkeit); entwickelt sich aber in der langen Ruhezeit zur perfekten Konsistenz: super elastisch und ganz wunderbar zu bearbeiten. Und die Hefe büßt nix an Kraft ein, warum auch? Einfach ausprobieren. :-)

Anonym meint:

Trotz meiner Bedenken habe ich das Rezept getestet, aber mit nur 50 g Fett und 200 ml Milch sowie 4 g Frischhefe. Den Teig hab ich nach dem kneten 30 Min. ruhen lassen, noch mal kurz geknetet und in den Kühlschrank gestellt. Heute den Teig vor der Weiterverareitung erst mal ca. 1 Std. akklimatisieren lassen und dann die Hörnchen geformt. Sie sind toll geworden und schmecken auch mit weniger Fett seeeehr lecker!!!!

Hedonistin meint:

@Anonym - Das ist ja fast schon ein neues Rezept. :-)

Anonym meint:

Beautiful!

Anonym meint:

Halooooooo
die sehen ja super lecker aus... werd ich mir fürs nächste Sonntagsfrühstück merken. vielen Dank fürs Rezept
glg

zorra meint:

Heute habe ich die Gipfeli auch gebacken. Wie sie schmecken, weiss ich noch nicht. Geduftet haben sie aber schon mal traumhaft. Für die Figur habe ich auch noch etwas Schoggi drin versteckt. ;-)

Anne meint:

Ich habe vor einer Weile Ihr Blog entdeckt und viele Bilder und Rezepte hier sind seeeehr anregend! :-)

ich habe soeben diese Hörnchen aus dem Ofen genommen, schon der Duft den sie verbreitet haben war traumhaft. Soeben wurden sie dann auch mir Honig und selbsgemachter Kirsch-Konfitüre verspeist. Ein Traum! Die haben mich sehr an die Höhrnchen erinnert die es in meiner Kindheit beim Bäcker gab.

Vielen Dank für das ausführliche Rezept!

Hedonistin meint:

@Anne - Danke für die Rückmeldung! Ich freu mich, dass Ihnen die Hörnchen gemundet haben.