Limettenmuffins, schaumgebadet
Ach, was für eine Wonne hätte das sein können – wenn ich nicht gar so selbstbeherrscht wäre, so erwachsen und so vernünftig: Dann hätte ich nämlich der Versuchung nachgeben können, mit dem Essen zu spielen, es als Häubchen auf den Kopf zu setzen, durch die Luft zu pusten oder kleine gelbe Quietschentchen draufzusetzen und zuzusehen, wie sie langsam nach unten sinken … was man eben mit Bergen von feinem Schaum in der Badewanne so macht. Aber da der Schaum sich zwar im Wasserbad türmte, jedoch am Herd und nicht in der Wanne, und ich, wie gesagt, selbstbeherrscht und vernünftig bin, hab ich nicht damit gespielt. Aber die Verlockung war groß, sehr groß. :-)
Der Schaumberg war die Folge meines Wunsches, endlich mal einen Überzug für Muffins (oder auch Torte) zu fabrizieren, der reinweiß, wirklich reinweiß, nicht sahneweiß, aber trotzdem kein Fondant ist. Ich weiß die Vorzüge von Fondant durchaus zu schätzen, ich bewundere kunstvolle Motivtorten (und wünschte, ich könnte das auch, aber dafür fehlt mir jegliches Händchen) - aber für meinen Geschmack zu aufwändig selbst herzustellen, zu teuer fertig zu kaufen, und vor allem: Ich mag das Zeug nicht essen.
Als ich vor einiger Zeit über ein Rezept für Marshmallow-Fondant stolperte, fand ich das daher interessant, allerdings schreckte mich die offenbar doch recht klebrige Zubereitung ab. Ich hakte das also ab, behielt aber die Marshmallow-Idee im Hinterkopf - und als ich gestern bei Baking Bites die witzigen Vampire Cupcakes mit Marshmallow Frosting entdeckte, wusste ich: Das ist es. :-)
Ein glücklicher Zufall hatte mich bereits Muffins backen lassen (nach diesem Rezept, allerdings mit Limetten statt Zitronen), also machte ich mich flugs an den Überzug. Nicole weist darauf hin, dass das Rezept eine Menge Schaum ergibt, die für mehr als 12 Muffins reicht, also wollte ich eigentlich nur die halbe Menge machen. Allein, auch in meiner kleinsten Wasserbadschüssel dümpelte ein einzelnes Eiweiß höchst verloren und vor allem nahezu unerreichbar für den Handmixer vor sich hin. Also doch zwei Eiweiß genommen. Das war dann auch nicht viel mehr Ausgangsmaterial, aber es ging so grade eben. Am Ende der Prozedur allerdings war die Schüssel voll und sogar ein Gupf obenauf, und nach dem Überziehen eines Dutzends Muffins waren noch gut zwei Drittel des Schaums übrig. Und weil ich ihn nicht spielenderweise verplempert habe, muss ich jetzt noch eine Torte backen, um ihn aufzubrauchen. :-)
Ich habe mich, wie es leider zwanghaft bei mir ist, nicht genau ans Rezept gehalten: Die Zuckermenge hab ich reduziert (es hätte für meinen Geschmack aber noch weniger sein dürfen), und mangels Weinstein hab ich mit Zitronensaft Säure reingebracht (das wiederum hätte für meinen Geschmack noch mehr sein können).
Der Schaum ist cremig, fluffig, feinporig, leicht und zergeht auf der Zunge. Er lässt sich gleichermaßen gut glatt aufstreichen wie wolkig aufhäufen, wobei er auch nach Stunden bei muckelig warmer Zimmertemperatur nicht die Form verliert - da könnten die Badeschaumhersteller noch was lernen. Und vor allem: Er ist weiß, reinweiß. :-)
Schaumiger Überzug für Kuchen
2 Eiweiß
110 g Zucker
60 g Wasser
1 1/2 EL Zitronensaft
Die Zutaten kurz verrühren und dann im Wasserbad mit dem Handmixer auf mittlerer Stufe etwa 5 Minuten aufschlagen, bis die Masse leicht cremig-fluffig wird und anfängt, weiche Spitzen zu bilden. Dann auf höchster Stufe 3-5 Minuten weiterschlagen, bis ein cremiger, dicker, formstabiler Schaum entstanden ist. Aus dem Wasserbad nehmen und während des Abkühlens noch einige Minuten weiterschlagen.
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1 Kommentar(e):
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Die Schilderung ist ja wieder wunderschön zu lesen! :-)
Gute Idee mit dem schaumigen Überzug - ich glaube, damit muss ich auch mal improvisieren, das schmeckt sicher sehr gut.
Vielleicht hätte ich den Handmixer doch nicht verschenken sollen...