Freitag, 28. Dezember 2007

Murks: Wirsingröllchen mit Maisbrot-Cranberry-Orangen-Füllung


Wirsingröllchen mit Maisbrot-Cranberry-Orangen-Füllung

Wieder mal eine jener Murks-Fälle, die gar nicht so hätten enden müssen, weil ich schon unterwegs gemerkt hatte, dass es besser wäre, vom Rezept abzuweichen. Mehr noch: Außer mir hatte es auch die Autorin des Rezepts gemerkt - und im Unterschied zu mir zog sie auch die Konsequenzen daraus: "Honig zufügen - ich lasse ihn häufig auch weg", schreibt Nigella Lawson in den Zubereitungsanweisungen, und bei den Zutaten steht auch klar "100 g Honig (nach Belieben)". Aber sicher schmeckt es besser mit Süße, sonst hätte sie den Honig doch gar nicht erst angeführt, dachte ich störrisch, und der Wirsing verträgt doch gut ein bisschen süß. So nahm das Unheil seinen Lauf. Obwohl ich - immerhin - nur die Hälfte der angegebenen Menge nahm, aber das, nachdem ich vorher (!) gekostet und perfekt gefunden hatte. Doof, doof, doof.

Als Füllung für den Wirsing wurde das Endergebnis nur mithilfe einer Chili-Orangen-Sahnesauce erträglich, die Schärfe relativierte die Süße ein wenig. Aber eben nur ein wenig, es war immer noch picksüß, und ist in dieser Form als Füllung für Gemüse nicht zu empfehlen. Wie vorgesehen in einen Vogel gestopft oder, wie von Nigella Lawson auch empfohlen (das Rezept stammt übrigens aus ihrem Buch Festessen), mit Speck gebraten, mag das durch die fleischige Note anders aussehen - obwohl ich auch das bezweifle.

Allerdings: Ich hatte gut ein Drittel der Masse solo gebacken, und mit Vanillesauce dazu war das - obwohl auch für diesen Zweck immer noch etwas zu süß - eine, wie König es nennen würde, "gute, ergiebige" Mehlspeis. :-)

Ohne die übertriebene Süße ist die Masse wirklich lecker. Wobei ich im Wiederholungsfall schon dem zugrunde liegenden Maisbrot weniger Zucker verabreichen würde als im Rezept angegeben, und der Füllmasse eben gar nix, vielleicht sogar etwas Zitronen- oder Limettensaft extra, je nach Süße der Orangen.

Ach ja: Mangels frischer Cranberrys hab ich getrocknete verwendet, knapp 100 Gramm, und zum Ausgleich den Saft von zwei (säuerlichen) Orangen zusätzlich. Und: Die Masse ist sehr gehaltvoll. Zwei Röllchen pro Portion machen als Hauptgericht schon ziemlich satt, nicht nur, weil man die Süße schnell über hat.

Update: Ein zweiter Versuch mit diesem Rezept ist rundum gelungen.

Wirsingröllchen mit Maisbrot-Cranberry-Orangen-Füllung

Wirsingröllchen mit Maisbrot-Cranberry-Orangen-Füllung

Maisbrot:
175 g Maismehl (Polenta)
125 g Mehl
45 g Zucker, extrafein (Empfehlung: 30 g)
1 kräftige Prise Salz
1 EL Backpulver
250 g Milch
1 Ei
45 g Butter, zerlassen und abgekühlt
Butter, für die Form

Füllmasse:
1 große Orange, geriebene Schale und Saft
340 g Cranberrys, frisch oder TK (hierorts: 90 g getrocknete plus Saft von 2 Orangen)
100 g Honig, flüssig, nach Belieben (Empfehlung: weglassen!)
125 g Butter
500 g Maisbrot, zerkrümelt
2 Eier, verquirlt
1 TL Zimt, gemahlen (hab ich weggelassen)

Temperatur: 200 Grad (Ober-/Unterhitze), vorgeheizt
Backzeit: ca 15-20 Minuten für das Maisbrot,
          ca 20-25 Minuten für die Wirsingröllchen
ergibt: 8-10 Portionen

Für das Brot die beiden Mehlsorten mit Zucker, Salz und Backpulver mischen. Milch mit Ei und Butter verquirlen, zu den trockenen Zutzaten geben und nur kurz verrühren. Teig in eine gefettete flache Form gießen und backen, bis er sich vom Formrand zu lösen beginnt. Zumindest so weit abkühlen lassen, dass es zeerkrümelt werden kann.

(Der Teig ergibt etwas mehr als 500 Gramm Brot, es lassen sich gut ein, zwei Scheiben abzweigen und noch warm mit Butter genießen - lecker.)

Orangensaft und -schale mit den Beeren aufkochen. Wers unbedingt wissen will, fügt jetzt den Honig zu. :-) Deckel auflegen und etwa 5 Minuten köcheln lassen. Topf vom Herd nehmen, Butter löffelweise zufügen und rühren, bis sie geschmolzen ist. Zerkrümeltes Maisbrot untermengen. In diesem Stadium lässt sich die Masse gut einen Tag im Kühlschrank aufbewahren. Zur Fertigstellung die Eier gründlich untermengen und die Masse mit Salz, Pfeffer und Zimt würzen.

Nach Belieben in einen Vogel stopfen, in eine gefettete Form streichen oder eben in Wirsingblätter wickeln. Letztere vorher 2-3 Minuten blanchieren, allenfalls die dicken Mittelrippen etwas abflachen, und die Röllchen vor dem Backen großzügig mit Butter bestreichen.

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6 Kommentar(e):

Anonym meint:

Trotz alledem eine schöne Wirsingessidee und brilliante Fotos..

Anonym meint:

Die schicken Fotos entschädigen aber ;-) Trotzdem ärgerlich, wenn es vorher pefekt war.

kulinaria katastrophalia

Anonym meint:

Manchmal lässt man sich eben doch von großen Namen blenden ;-) Aber optisch ein traumhaftes Gericht!

Barbara meint:

Lecker aussehen tut es ja! :-)

Ich finde, die getrockneten Cranberriees sind an sich auch schon ziemlich süß, das hat es vielleicht auch noch verstärkt.

Hedonistin meint:

@Barbara - du hast schon Recht, aber das hätte sich doch eigentlich mit der nur halben Honigmenge ausgleichen müssen ... Aber egal, ich hätt mich halt nur weniger geärgert, wenn ich nicht vorher gekostet gehabt und dann trotzdem den Honig reingekippt hätte. Ich hätts lieber ganz aufs Rezept schieben können wollen. :-)

Anonym meint:

Hängt das bei getrockneten Cranberries nicht auch davon ab, ob man tatsächlich getrocknete Teile ohne Zusätze hat oder ob der Euphemismus "leicht gezuckert" dabei steht?

Ich habe nämlich im Supermarkt meist nur die gezuckerte Variante gefunden, im Zwischennetz dann aber endlich getrocknete, ohne Zusätze. Die sind dann nämlich auch wieder ordentlich sauer.