Andalousie
Sind Zitronen typisch für Andalusien? Typischer jedenfalls als Schokolade - und irgendeinen Grund muss es ja haben, warum Robert Linxe dieses Torte gewordene Gedicht aus Schokolade und Zitrone ausgerechnet Andalousie genannt hat ... Oh, ich hab die Mandeln vergessen. Mandeln sind zweifellos ganz besonders typisch für Andalusien, und das Originalrezept verlangt Schoko-Mandel-Biskuit. Das Foto in Linxes Schokoladen-Buch zeigt aber hellen Biskuit ohne auch nur ein Stäubchen Kakao. Welche Erleichterung: Wenn der große Meister sich selbst nicht an sein Rezept hält - warum sollte ich das tun? Also weg mit den ungeliebten Mandeln. Andalusien wird durch Zitronen hinreichend gut repräsentiert. :-)
Die Entscheidung gegen den Mandelbiskuit klingt selbstbewusster als sie war. Monatelang bin ich ehrfürchtig um das Rezept rumgeschlichen: Anweisungen über abschreckende zwei große Seiten hinweg. Eingeschüchtert hab die gar nicht gelesen, nur immer wieder mal sehnsüchtig seufzend das Foto betrachtet. Bis die Frage nach einem Beitrag für den Kulinarischen Adventskalender akut wurde. Wann, wenn nicht jetzt?, dachte ich, las endlich das Rezept und fühlte mich gleich viel entspannter: Hätte jemand, der selbst Geschirr spülen muss, das Rezept notiert, wäre es gewiss keine zwei Seiten lang geworden. Masse in eine Schüssel füllen und im Wasserbad erwärmen, in die Küchenmaschine umfüllen und rühren, in eine Rührschüssel umfüllen und Sahne unterziehen - sowas kann nur einem Mann mit Personal einfallen. :-) Nachdem ich diese und andere umständliche Mätzchen gestrichen hatte, präsentierte sich das Rezept gleich viel weniger einschüchternd. :-)
Robert Linxe's Andalousie-Torte
Mandelbiskuit: (*)
130 g Mandeln, gemahlen
130 g Puderzucker [1]
30 g Kakaopulver, ungesüßt
8 Eiweiß
100 g Puderzucker [2]
1 Prise Salz
Zitronencreme:
2 Zitronen, fein geriebene Schale & Saft
70 g Zucker
40 g Butter
1 Eigelb
1 Ei
3 Blatt Gelatine
75 g Sahne, geschlagen
Schokoladencremes:
165 g Schokolade, 70%, zerkleinert
85 g Schokolade, 55%, zerkleinert
200 g Sahne
80 g Butter, weich
Schokoguss - Basisrezept (es wird nur ein Teil dieser Menge benötigt!):
250 g Milch
280 g Schokolade, 55%, gehackt
145 g Schokolade, 60%, gehackt
30 g Glukosesirup
30 g Butter, weich
Temperatur: 200 Grad, O/U-Hitze, vorgeheizt
Backdauer: 15 Minuten
ergibt: 1 Blech, mit Backpapier belegt
Biskuit:
Mandeln und Puderzucker [1] sieben und mit dem Kakao mischen. Eiweiß steifschlagen, dabei zuerst Salz und dann Puderzucker [2] zufügen. Schnee vorsichtig unter die Mandelmischung ziehen. Masse aufs Blech gießen und verteilen. 15 Minuten backen, auf ein Gitter stürzen, Backpapier entfernen (Papier mit Wasser einpinseln, falls es sich sträubt). Biskuit abkühlen lassen und in drei Teile schneiden.
(*) Ich habe alternativ den bewährten flaumigen Boden nach meinem Schokoschnitten-Rezept (aber in doppelter Menge) zubereitet.
Zitronencreme:
Gelatine einweichen. Zitronensaft (durch ein Sieb gießen!), Zitronenschale, Zucker, Butter, Ei Eigelb im Wasserbad unter Rühren mit dem Schneebesen erhitzen, bis die Creme dicklich wird. Vom Herd nehmen und die ausgedrückte Gelatine einrühren. Abkühlen lassen, bis die Creme zu gelieren beginnt. Mit dem Schneebesen glattrühren und die geschlagene Sahne unterziehen.
Schokoladencremes:
Beide Schokosorten in eine kleine Schüssel geben. Die Hälfte der Sahne aufkochen und darübergießen. 2 Minuten stehen lassen, dann glattrühren und etwas abkühlen lassen. 250 g (etwa 2/3) von dieser Masse entnehmen (Rest beiseite stellen) und mit der Butter schaumig rühren. Restliche Sahne steifschlagen und unterheben.
Schokoguss:
Milch aufkochen und über die Schokolade gießen. Behutsam umrühren, bis die Schokolade geschmolzen ist. Glukosesirup und Butter zufügen und zu einem glatten, glänzenden Guss rühren - aber sachte, damit keine Luftbläschen in der Masse eingeschlossen werden. Warm über die Torte gießen. (Die Glasur hält - mit Folie abgedeckt - eine Woche im Kühlschrank. Vor Verwendung im Wasserbad erwärmen.)
Fertigstellung:
Ein Biskuitrechteck auf eine Platte legen. Die Hälfte bis zwei Drittel der Schokosahnecreme darauf verteilen. Mit einer weiteren Biskuitplatte abdecken, darauf die Zitronencreme verstreichen. Letzte Biskuitplatte auflegen und mit der restlichen Schokosahnecreme bestreichen. Etwa 1/2 Stunde (je nach Umgebungstemperatur auch länger) kühlen, dann die dunkle Schokocreme im Wasserbad so weit erwärmen, dass sie streichfähig ist. Auf der Torte verteilen, glattstreichen und kühlen, bis sie fest ist. Mit Schokoguss überziehen. Die fertige Torte bleibt, im Kühlschrank aufbewahrt, zwei bis drei Tage frisch; sollte aber eine halbe Stunde vor dem Servieren rausgeholt werden.
Anmerkung: Die dunkle Schokocreme war bei Raumtemperatur viel zu fest, ich hab noch einige zusätzliche Löffel Sahne untergerührt.
Auf den abschließenden Schokoguss hab ich verzichtet, das war mir dann doch zu viel des Guten. Die Torte ist auch so schon ziemlich gehaltvoll. :-)
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22 Kommentar(e):
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Ein Prachtsstück in der Tat. Ich muss mich jetzt hier mal in den Konditoreien umschauen, ob es eine solche Torte gibt.
Und was ellenlangen Anleitungen anbelangt, da hast du wohl Recht, das kann nur einem Mann mit Personal einfallen. *lol*
Ein Traum von einer Torte.
Zitrone und Schokolade klingt nach einer spannenden Kombination, allerdings würde ich auch nicht nein zu den Mandeln sagen.
Halleluja - was für eine Torte - super... ich bin sicher die schmeckt unglaublich
mega torte!würde gern ein stück probieren! :-)
Oh, sieht die lecker aus, *seufz* da würde ich gleich zugreifen.
Die werde ich irgendwann mal nach backen, Schoko und Zitrone das klingt super lecker.
Ein Wirklichkeit gewordener Tortentraum!
Impresionante , con este calendario adiós dieta jajaja
Meinst Du, man kann die Buttermilch in Deinem Schokoschnitten-Rezept ersetzen?
(Ich würde die Andalousie an Weihnachten nachbacken.)
das ist ein Prachtstück von Torte !!!!
Ach, hätte ich doch jetzt ein Stück davon :-)
@Nathalie - Theoretisch (praktisch bin ich mit dem Rezept zu zufrieden für Experimente ;-) ) geht natürlich Joghurt, evt mit einem Schluck Wasser verdünnt. Oder normale Milch und ergänzend zwei, drei Tropfen Zitronensaft - da wird der Teig wohl etwas dünner, was aber nicht schaden sollte.
Oder gehen Kuhmilchprodukte gar nicht?
@Probierwillige - Ein Rest ist noch im Tiefkühler ... Die Torte ist doch eher mächtig, frau kann leider gar nicht so viel davon vernaschen, wie sie eigentlich mögen würde. :-)
@Zorra - Männer sind in der Küche ja manchmal ein bisschen eigen, gell? ;-)
Ein wunderbares Torteswerk, wahrhaft ein Traum!
es ist dir wieder mal gelungen: ein umwerfendes foto! man kriegt lust drauf....
uh, kaum hat mein browser was angezeigt, blieb mir die luft stehen, wie cool sieht diese torte denn aus!!!! ein traum von leichtem schokosnack mit zitrone - sehr nach meinem geschmack, ich würde die mandeln aber reintun. oooh, ich gerate ins schwärmen, und dieses photo... ich krieg hunger. auf torte.
Was für ein beeindruckendes Kunstwerk, perfekt abgelichtet! Um so etwas nachzubacken brauche ich aber auch einen kräftigen Anstubser oder eine besondere Gelegenheit. Da steh ich meist nur ehrfürchig davor und schmachte das Foto an ;-)
@Hedonistin
Danke! Das werde ich probieren. Milchprodukte gehen - nur mit Buttermilch hab ichs gar nicht.
@Petra - Tatsächlich ist sie relativ unaufaufwändig. Und die einzelnen Komponenten ließen sich gewiss auch gut schon ein, zwei Tage vorher machen, nur die Sahne müsste erst kurz vor dem Zusammensetzen unter die Cremes gezogen werden.
@Nathalie - Rauszuschmecken ist die Buttermilch nicht, ich schwörs. :-) Aber für die relativ kleine Menge lohnts nicht, welche zu kaufen, wenn du den Rest dann mangels Mögen wegschütten müsstest.
Für Weihnachten wäre sie mir, glaube ich, zu mächtig; hängt aber natürlich vom Menüplan ab.
Übrigens sollte sie eher zu früh als zu spät aus dem Kühlschrank geholt werden - mit kalten und entsprechend festen Cremes ists nur der halbe Genuss. Hierorts hat die Torte im Ganzen über eine Stunde gebraucht, bis sie durchgehend auf Raumtemperatur und die Füllung schön cremig war.
ellenlange Anweisungen sind viel einfacher zu schreiben als kurze. Eine solch schöne Torte mit wenigen Worten exakt zu beschreiben würde mir nie gelingen.
Was für ein Prachtstück!
Ein Traum - um das Rezept wäre ich wahrscheinlich auch erst einmal herumgeschlichen ... Ganz toll geworden.
Schmacht. :-)
Wahnsinn. Diese Torte ist ein Traum. Eigentlich toll, um sich an den Feiertagen den Bauch voll zu schlagen...
Moin, Jutta sagte es mir das Du die Torte gebacken hast. Herrlich geworden. Ich habe das Buch erst seid eine Woche und gestern nachgebacken. Ich fand es überhaupt nicht schwer nachzubacken und der Geschmack ist einmalig. L.G. aus Hambug