Montag, 31. Mai 2010

Rooh Afza


Joghurt mit Rooh Afza

Nicht mal im Traum wäre ich auf die Idee gekommen, Rosen- und Kewrablütenwasser zu mischen: zwei so intensive Aromen zusammen, das kann ja nur in einer kulinarischen Katastrophe enden. Hätte ich gedacht, wenn ich überhaupt an sowas gedacht hätte. Hab ich aber nicht - bis mir im indischen Supermarkt Flaschen mit verspielt geblümtem Etikett und leuchtend rotem Inhalt auffielen, und ich sie neugierig genauer in Augenschein nahm.

Rooh Afza

Rooh Afza, das "Sommergetränk des Ostens", entpuppte sich als eine Art Sirup aus Rosen- und Kewrablütenwasser. Beides ist eigentlich glasklar, das knallige Rot kommt ergo aus dem Chemiebaukasten. Aber ich bin da nicht heikel - ich meine, ich mag ja sogar Marmite :-) - und wenn sich die Natur seit Wochen in düsterem Regengrau zeigt, muss eben irgendwie anders Bunt ins Leben kommen. :-)

Möglicherweise ist die Leuchtfarbe als Warnung gedacht, nicht zu neugierig an der geöffneten Flasche zu schnuppern: Der Duft des Konzentrats ist ziemlich intensiv. Dementsprechend wird auch ein relativ "dünnes" Mischungsverhältnis von etwa 1:9 empfohlen. Wasser ist übrigens nur die zweitbeste Lösung, üblicherweise wird Rooh Afza mit eiskalter Milch aufgegossen und ist, weiß Tante Google, in dieser Form in Pakistan traditioneller Bestandteil des Fastenbrechens während des Ramadan-Monats. Rooh Afza in dieser Form zu probieren, konnte ich mich allerdings nicht überwinden - ich krieg kalte Milch einfach nicht runter. :-)

Mit Wasser - eiskalt natürlich - schmeckts nett, aber doch ein wenig fad. Etwas frische Minze brachte Schwung in die Sache, und wie Tante Google mir erklärte, neige ich mit dieser Einschätzung wohl eher dem indischen Geschmack zu: In Pakistan wird nur eine abgespeckte Version von Rooh Afza produziert, das indische Original enthält dagegen eine bunte Vielfalt von Blüten-, Frucht- und Kräuterextrakten - unter anderem eben Minze, aber beispielsweise auch Wassermelonen und Borretsch -, was ein komplexeres und subtileres Aroma erwarten lässt. Würd ich gern mal probieren, aber leider führt "mein" indischer Supermarkt nur die pakistanische Version.

Die ist, wie gesagt, als Getränk mit Wasser nicht überwältigend. Beim zweiten Versuch goss ich das rote Säftlein über schön säuerliches und schön kaltes Joghurt: Das sagte mir schon deutlich besser zu. Noch etwas kälter - als rosiges Joghurt-Eis - könnte das eine gute Freundschaft werden, falls es denn jemals Sommer wird. Im Moment siehts ja nicht danach aus, weshalb ich statt Eis erstmal eine Sommerstimmungstorte fabrizierte.

Erdbeer-Melonen-Torte

Belag aus Erdbeeren und Zuckermelone, Letztere mit etwas Rooh Afza und Vanillezucker mariniert. Btw, obwohl in der Zutatenliste Zucker an erster Stelle steht, ist der Sirup nicht besonders süß. Als Getränk passt das gut so, auch im erfrischenden Joghurt, aber als Erstz für andere Süßungsmittel taugt der östliche Saft gar nicht, da muss ganz im Gegenteil noch extra Zucker rein. Unter den Früchten eine Schicht Quark, mit Rooh Afza hübsch rosa gefärbt, darüber ein Guss auf Agar-Basis mit Rooh Afza, Zitrone und etwas Minze: sehr fein. :-)

Und weil die Kombination von Erdbeeren mit Rosen-Kewra-Aroma so gut ankam, hab ich auch der aktuellen Partie Erdbeermarmelade einen Schuss Rooh Afza gegönnt. Etwa 50 Gramm auf 1,25 kg Früchte (und 300 g Zucker): zu viel davon ist genauso wie zu viel Rosenwasser nicht mehr schön blumig, sondern nur noch bääähhhh.

Erdbeeren mit Zucker & Rooh Afza

Weil die Erdbeeren mangels Reife nur mäßig erdbeerig schmeckten, hab ich die Mischung erstmal einen halben Tag durchziehen lassen, ehe sie in den Kopftopf wanderte. Und sich dort in eine Erdbeermarmelade verwandelte, die zu den leckersten gehört, die ich je produziert habe - aber gut, das sag ich immer. Ich bin ein großer Fan meiner selbst gemachten Marmeladen. :-) Trotzdem, auf flaumigem Açma vom besten türkischen Bäcker des Viertels: ein Gedicht. Sonntagsfrühstück an einem stinknormalen Freitag. :-)

Erdbeermarmelade

Aber alles in allem brauch ich diesen Sirup eigentlich nicht, jedenfalls nicht die simple pakistanische Version. Ein bisschen minzig, orangig oder sonstwie aufgepeppt werden muss er auf jeden Fall, Rosen- und Kewrawasser hab ich sowieso immer im Vorrat, das kann ich also genauso gut selbst mischen. Ohne Zugabe von Konservierungsmittel und Lebensmittelfarbe. Würde zum Kochen-ohne-Tüte-Projekt von Foodfreak und Küchenlatein passen: Trinken ohne Flasche. :-) Obwohl - ein Tröpfchen Farbe müsste doch sein. Ich weiß nicht, wie's kommt, aber an diesem schrillen Rot hab ich einen Narren gefressen. :-)

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3 Kommentar(e):

Anonym meint:

Klingt gut, sowohl der Sirup selber, als auch die Marmelade damit. Ich hoffe,dass ich daran denke, wenn ich wieder im passenden Supermarkt bin.
Ich hätte den Sirup natürlich mit Milch aufgegossen... aber ich bin in der Richtung auch ein wenig pervers und liebe deshalb das Stammcafé, dass immer merkwürdige Sirupe anbietet (letzten Sommer gab es Rosmarinsirup in waldmeistergrün).

schlachtplatte meint:

Wow, das erste Photo ist ja geradezu elektrisierend! Einfach wunderschön und so simple! Das Sirup ist zwar nicht ganz mein Geschmack, das Foto aber umso mehr!

Hesting meint:

Schade, daß ich keinen indischen Supermarkt in Darmstadt kenne, der Sirup klingt doch ganz interessant. Ich oute mich hiermit allerdings auch als fanatische Milchtrinkerin.